Ideen-Fabrikant, Generaldirektor der Traumfabrik
Plakataktion – „Vorher – Nachher“
Wie sie waren und was sie geworden …
Menschen, die aus verschiedenen Motiven ihr Geburtsland verlassen haben und in einem anderen Land leben sind Migranten. Das Schicksal des Migranten können wir auch mit zwei Worten beschreiben „VORHER-NACHHER“.
Mit der Werbebranche hat sich unser Leben ziemlich verändert. Dieser Sektor prägt nicht nur unser Sozialverhalten sondern auch unsere gesellschaftlichen Beziehungen und bestimmt unsere Zielsetzungen.
Von acht verschiedenen Personen werden je zwei Aufnahmen gemacht. Sie alle sind MigrantInnen, die mittlerweile die österreichische Staatsbürgerschaft angenommen haben. Das erste Foto zeigt sie mit dem Pass ihres Herkunftslandes, das zweite mit dem österreichischen Pass. Die Fotos sind gleichartig, der einzige Unterschied ist der jeweilige Pass, den sie in der Hand halten.
Von den Fotos werden Plakate gefertigt, die überall in Wien plakatiert werden, in Lokalen ebenso wie im öffentlichen Raum.
Diese Art von Annoncen, Inseraten - zuerst habe ich sie in schlecht gedruckten Tipo-Zeitungen gesehen. Ein Glatzköpfiger, von oben fotografiert, Glühbirnenform, extra glänzend, darüber steht mit großen Puntos: VORHER. Daneben vermutlich vom selben Menschen noch ein Foto: ein lachendes, glückliches Gesicht mit intensiv Brillatine-glänzenden Haaren. Darüber auch ein kurzes Wort: NACHHER. Unter den beiden Fotos steht die Ursache der Wunder, der Name des Medikaments mit Text und Grafik.
Sie haben mich immer fasziniert solche Werbungen, sie haben starke Gemeinsamkeit:
ob sie einen Diät-Kurs ankündigen oder Cellulitis-Beine zeigen. Manchmal wird eine gebrochene Nase in eine Hollywood-Nase verwandelt; ein dicker Bauch verschwindet sofort und der Mensch geht in der Hose verloren. Schmutzige Wäsche
wird gleich wieder weiß durch eine zauberhafte Methode …
alle oben genannten Wunder und noch viele mehr - nur mit zwei Wörtern formuliert:
„VORHER-NACHHER“
Natürlich sind das positive Beispiele, es gibt auch schrecklich negative: Hiroshima vor der Atombombe und nachher. Da sind Krieg und Zerstörung, drehen die zauberhafte Methode um, verstärkte Wirkung ist nun möglich mit VORHER und NACHHER.
Die als Plakat-Ausstellung gedachte Fotoserie „VORHER-NACHHER“ zeigt den
tragikomischen Zustand bürokratischer Kategorisierung des heutigen Menschen.
Gleichzeitig ist sie ein ironisches Signal für die Menschen und ihr Schicksal: Dass sie über ihrem Leib ein Gesicht tragen ist nicht genug - sie müssen dazu noch Papiere mit Gesichtsfotos tragen, so genannte Passfotos.
Wenn der Unterschied zum vorherigen Zustand nur mit der Änderung eines Papiers besiegelt und damit das Leben der betroffenen Person völlig verändert wird muss man tausendmal nachdenken.
Wer ist wertvoller? Gestempelte, unterschriebene Papiere mit Passfotos oder ein Mensch, der seit Geburt sein eigenes Gesicht trägt.